Final Countdown: What I will miss

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Die absolut allerletzte Woche in Barcelona hat begonnen. Ich muss sagen, die Weihnachtspause zu Hause hat mir sehr gut getan. Ich war vor Weihnachten nicht mehr so wirklich ich selbst. Es war zu viel. Diese Stadt bombardiert mich jeden Tag, die Arbeit in der Sprachschule ist anstrengend und kräftezehrend, die spanischen Arbeitszeiten bin ich nicht gewohnt. Ich konnte nicht mehr. Obwohl es doch eigentlich mein Geschenk an mich selbst ist und ich die Zeit in Barcelona genießen wollte, jede Sekunde davon. Das habe ich nicht ganz geschafft, daher kam die Energieaufladung zu Weihnachten gerade richtig.

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©Lydia Gerber, Hamburg. I will miss these strong sunsets

Kommen wir also zur Frage, was mir definitiv fehlen wird. Da gibt es trotz Powerfressern schon einiges. Es ist genau diese Power, die ich vermissen werde. Ja, genau das, was ich oben als “kräftezehrend und anstrengend” beschrieben habe, wird mir gleichzeitig fehlen. Ich war schon immer unlogisch. Barcelona hat mir ein klein wenig mehr Durchsetzungskraft und freies Reden vor Menschen gegeben, außerdem unglaubliche Momente mit unglaublich verschiedenen Menschen, atemberaubende Orte, Eindrücke, Gedanken und Begegnungen. Es ist von allem etwas, was mir fehlen wird.

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Ich werde den Strand vermissen. Ich habe in Deutschland zwar meinen Ostseestrand, Heimatmärchen und Lieblingswind, aber man kann das süßliche, glitzernde Mittelmeer nicht mit der rauen, dunkelgrünen und unberechenbaren Seeluft der starksanften Ostsee vergleichen. Ich liebe mein Zu-Hause-Meer, aber das Mittelmeer und der Strand hat es mir angetan. Spuren im Sand von Küstenkindern verschwinden eben nie. In jeder freien Minute war ich am Meer. Freie Minuten gab es selten, Bilder vom Strand dafür viele. Mir war vorher selbst nie so wirklich bewusst gewesen, wie sehr meine Heimat, die rustikale Ostsee, in mir “verherzt” ist. Ich bin nach Leipzig gezogen, weil ich mein Zuhause nicht mehr sehen konnte, jetzt vermisse ich es. Warum wollen Menschen immer genau das haben, was sie gerade nicht bekommen können? Ich bin anscheinend auch nicht anders.

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In september – when if feels like the water has the same temperature like the air.

Ich weiß auch jetzt schon ganz genau, dass es mir diese vielen bunten Farben angetan haben. Es gibt keine deutsche Stadt, wo man das wiederfindet. Mitnehmen kann ich die ganzen Gaudí-Mosaik-Puzzles ja auch nicht. Nur etliche von diesen Kriechtieren, die an jeder Ecke verkauft werden. Mitnehmen würde ich gerne auch eines der kunterbunten Fenster in der Sagrada Familia, ich mag schöne Kirchenfenster. Der war schon faszinierend, dieser Gaudí. Und alles, was er entworfen hat, lass die Farben in dein Herz, Barcelona hilft dabei. B wie BUNT. B wie BARCELONA.

Ayuntamiento Barrio Gotico
Ayuntamiento Barrio Gotico
©Lydia Gerber, Hamburg. Details of art - Casa Battló
©Lydia Gerber, Hamburg. Details of art – Casa Battló
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©Lydia Gerber, Hamburg

Ob ich die Arbeit vermissen werde? Im Moment kann ich es mir nicht vorstellen, in zwei Wochen werden mir aber sicherlich einige Schüler fehlen. Es gab viele interessante Begegnungen, bei vielen Leuten habe ich begeistert festgestellt, dass sie sich verbessert haben. Offensichtlich war meine Arbeit an dieser Schule gar nicht mal so schlecht. Ich habe viele spannende Diskussionen geführt und werde noch lange über die Beweggründe jedes Einzelnen nachdenken, warum er oder sie Deutsch lernen möchte. Wenn ich jemals wieder an diese Schule zurückkehren sollte, dann nur, weil mir die Arbeit mit so vielen unterschiedlichen Charakteren ungemein Spaß gemacht hat. Und meine Spanischkenntnisse wurden dort glücklicherweise auch auf ein recht solides Niveau gebracht.

Es war eine faszinierende Zeit in Barcelona, die ich vielleicht irgendwann später in meinem Leben noch einmal wiederholen möchte, jedoch schaffe ich wahrscheinlich nicht mehr als drei Monate, dafür mischt sich mein deutsches Leben immer viel zu sehr ein, so dass es einem wie ein kompletter Bruch vorkommt. Aber Barcelona hat mich nicht zum letzten Mal gesehen. Hasta la próxima vez!

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