EDIT: Dieser Post ist persönlicher geworden als ich das geplant hatte, ich konnte mich eben noch nie kurzfassen. Thema: Jeder Mensch hat etwas Bestimmtes, was ihn glücklich macht, ich habe meinen Lebenszucker gefunden. Voilà, ein Post über Pferde. Und meine Gedanken über sie, die eigentlich niemand so richtig verstehen kann, am wenigsten ich selbst.
Wie schon vorher in Irland war ich auch hier in Barcelona reiten. Es war nicht besonders einfach, etwas zu finden, jedoch bietet Barcelona ja zum Glück eine wunderschöne Umgebung. Unser abenteuerlicher Ausritt führte direkt durch das Gebirge und den für die Katalanen heiligen Berg Montserrat. Absolut atemberaubend und wunderschön. Mein Pferd hieß Joker – und hatte einen ganzen Hummelschwarm im Hintern. Wir kamen aber sehr gut miteinander aus, ich musste immer lachend feststellen, dass er mich unbedingt erziehen wollte. Beruhigen ließ er sich nicht so leicht, spanischer Araber eben. Aber er hat gut auf mich aufgepasst, ich mochte seinen Charakter.
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Das liebe ich bei Pferden. Zu beobachten, wie sie ticken. Jedes Pferd ist anders, wie bei Menschen. Sie kommunizieren über Körpersprache, Energie und Gefühle. Joker hat lange gebraucht, um mich zu akzeptieren, nach einer Weile wollte er mir dann aber ganz viel mitteilen, was in ihm vorging. Dadurch, dass er so aufgedreht war, habe ich nur gefühlte hundert Bilder auf einmal erhalten. Aber es hat mich gefreut, dass er mir vertraut hat. Dieser Ausritt war pures Adrenalin, Training für meine etwas überanstrengten und zerschundenen Knochen und Muskeln sowie einmal wieder die Feststellung, dass es noch so vieles gibt, was ich über mich selbst lernen muss. Pferde helfen dabei – und geben mir ein kleines bisschen Perfektion in dieser lauten, schnellen und vergänglichen Welt.
Es ist traurig, dass ich erst mit 22 Jahren realisiere, was mich wirklich glücklich macht. Früher, als ich 10 Jahre alt war, bin ich auch schon geritten, die Pferde waren also immer vor meiner Nase gewesen – bis ich leider etwas unschön damit aufgehört habe. Die Schule wurde zu viel, ich habe meine Mama belogen, all meine Reitsachen weggegeben, weil ich nicht wusste, was ich will. Alle waren ziemlich sauer auf mich gewesen zu dieser Zeit. Meine Wahrnehmung für alles Äußere hat sich erst am 24. Februar 2014 sensibilisiert. Vorher hatte ich keine Ahnung von mir selber. Seit diesem Tag bin ich für jeden weiteren Tag, den ich leben darf, mehr als dankbar. Seit diesem Tag weiß ich auch, was wirklich in mir steckt und was meine Seele wirklich möchte, um glücklich zu sein. Pferde und reiten tragen ein großes Stück dazu bei, das weiß ich jetzt. Ich verdanke diesem Tag also in jeder Hinsicht mein Leben, auch wenn es für alle Beteiligten eine Katastrophe gewesen ist. Es macht mich traurig zu merken, wie blind man vorher eigentlich war. Gebt mir meinen Freund und ein Pferd und ich bin glücklich.
Seit Februar 2014 versuche ich regelmäßig, diese Seelen-Momente, in denen ich total in mir selbst versinken kann, in mein Leben einzubauen. Ich versuche, nicht mehr perfektionistisch zu sein und alles zu vermeiden, was mir nicht gut tut. Das gelingt mir nicht immer, ich muss noch üben. Aber ich nehme mir regelmäßig die Zeit zum Nichtstun und Nachdenken, in mich gehen. Was möchte meine Seele in diesem Moment? Das bekommt sie dann auch. Ob sie sich dann mit dem Löffel am Nutellaglas vergreift oder die Musik auf volle Lautstärke aufdreht oder Kopfkino anschaltet, ist ihr überlassen. Aber mit Pferden gelingt es mir mittlerweile am besten, diese Seelen-Momente einzufangen, weil Pferde einen Zustand der Seele am besten wiedergeben können. Diese Tiere spiegeln alles wieder, was uns beschäftigt, unser Charakter überträgt sich auf sie. Wenn ich reite, fühle ich mich, als ob ich in den Spiegel schaue. Ich sehe mich. Allerdings ohne Zusätze, sondern pur. So, wie das Pferd mich sieht. Frei von äußeren Einflüssen, die manchmal wie Gift sein können. Ich fange regelmäßig an zu weinen, wenn ich beim Reiten genau diesen Moment spüre und mit dem Pferd kommunizieren kann. Es erzählt mir, wie ich bin. Man kann es nicht beschreiben.
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