“Du wolltest unbedingt nach Malta, Madame.” – Ja, und dann ist mir aufgefallen, dass es eine Insel ist.” (das Katastrophenteam bei der Planung des Urlaubs, sehr vielversprechend)
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Nach einer sehr langen Pause melde ich mich nun zurück. Man könnte sagen, dass die letzten Wochen und Monate einfach so viel passiert ist, man könnte aber auch sagen, dass ich schlichtweg das falsche Zeitmanagement habe. Ich habe meine Prüfungen geschrieben, war einmal in Barcelona, worüber ich auch noch schreiben werde, habe meinem Freund bei seiner Bachelorthesis geholfen und war dann froh, endlich selbst Urlaub in Malta zu haben, der nun leider schon wieder fast vorbei ist.
Für meine beste Freundin Lydie und mich ging es diesmal nach Malta. Da ich vorher recht zweigeteilter Meinung war und einerseits mega aufgeregt ein neues Land aufsaugen wollte, andererseits aber höllisch seekrank werde und sich bei drei Inseln mindestens einmal Schiff fahren wohl nicht vermeiden ließe, kann ich gar nicht so genau sagen, wann es endgültig angekommen ist, dass ich wieder unterwegs sein kann. Die einzige Vorkehrung, die getroffen wurde, war das Aufsuchen einer Apotheke, um mich mit Reisetabletten auszurüsten, damit nicht jedes Schiff nach meiner Anwesenheit einmal von Grund auf gereinigt werden muss. Ähm, lassen wir das…
Klein, aber oho!
Malta gefiel uns sehr. Ich habe irgendwie ein Faible für kleine Inseln entwickelt. Und wenn es dort auch noch warm ist, noch besser. Ich liebe es, ein neues Land zu entdecken, in die Kultur und Geschichte einzutauchen und von allen Gegebenheiten etwas zu probieren. Hier macht sich das gut, Muscheln in den Händen, Sand auf der Haut und Salz in den Haaren. Und ich brauche keinen Luxus. Ich brauche kein riesiges Hotel. Ich brauche einfach nur eine gute Zeit und friedliche Gedanken, weit weg vom stressigen Deutschland.
Wir haben unglaublich viel zur maltesischen Geschichte gelernt, ich bewundere die Willenskraft der Bewohner. Eine Mischung aus tough und herzlich, selten gesehen. Wir haben hier schon viele Leute kennen gelernt, viele Geschichten gehört und alles aufgeschrieben, damit wir es nicht vergessen. Ich könnte ganze Tagebücher füllen mit Worten, die mir sonst verloren gehen. Malta hat ungefähr 450 000 Einwohner, die Hauptstadt Valletta gerade mal 5700. Nein, ich habe keine Null vergessen! Sie ist die kleinste Hauptstadt der Europäischen Union, wenn man den Vatikan außen vor lässt. Valletta hat schon vielen Filmsets als Kulisse gedient, unter anderem “Troja” oder “Gladiator”. Europas größte Festung ist auch Weltkulturerbe der UNESCO. Die Gründe dafür sind eine unglaublich tolle Geschichte über ein winziges Land, das niemals aufgibt und dem kein Hindernis zu groß ist.
Weil kleine Länder immer faszinierende Geschichten haben…
Die ersten Siedler auf der Insel waren die Punier und Karthager, die natürlich sehr bald von den Römern vertrieben wurden. Wir haben uns in der kleinen Stadt Il-Rabat das letzte römische Überbleibsel angeschaut, ein altes Haus (Domus Romanus). Die typisch römischen Mosaikböden und Säulen sind sehr gut erhalten. Andere römische Spuren entdeckt man nicht mehr sehr häufig, lediglich die lateinischen Buchstaben wurden beibehalten. Die Römer haben der Insel den Namen Melita gegeben, das lateinische Wort für Honig. Die Insel ist recht karg, hier wächst nicht viel, lediglich Oliven, Kakteen, Feigen und ein paar Trauben. Und eben Honig, es gibt recht viele Bienen hier und Honig ist bis heute das größte Exportgut.
Zu Zeiten der Völkerwanderungen fiel das Römische Reich auseinander und Malta geriet unter byzantinische und germanische Herrschaft. Strategisch liegt es auf dem Mittelmeer recht günstig, als Mittelpunkt und Kreuzung der Route Europa-Afrika und auch vom Osmanischen Reich bis nach Gibraltar. Daraufhin nahmen die Araber das Land ein, verließen es jedoch bald wieder aus Desinteresse. Aber vor allem die arabische Herrschaft hat Spuren hinterlassen, Maltesisch ist die einzige semitische Sprache mit lateinischen Buchstaben weltweit. Solches Sprachen-Zeugs interessiert mich studienbedingt ja immer sehr, genauso wie die Geschichte und Kultur eines Landes.
Fern im Heiligen Land Rhodos hatte sich der Johanniterorden gegründet, eine christliche Gemeinschaft unter Jean de Vallette. Sie hatten unerbittliche Kriege gegen das Osmanische Reich geführt und wurden letztendlich von Rhodos vertrieben. Widerwillig mit dem Gedanken, dass so eine karge Landschaft wohl kaum genug für eine ganze Bevölkerung hergebe, ließen sie sich schließlich auf Malta nieder. Die Siedler der Insel arrangierten sich mit den Rittern des Ordens und Jean de Vallette übernahm mehr oder weniger die Herrschaft über die Insel. Er ließ eine Festung erbauen, denn sein größter Wunsch war es, es dem Osmanischen Reich heimzahlen zu können und den Sultan zu besiegen. Die Festung wurde später nach ihm benannt – Valletta. Die Ritter des Ordens verfielen der Prunksucht und es kam zu Aufständen zwischen ihnen und den maltesischen Siedlern. Als dann die Osmanen angriffen und mit 8000 Mann gegen 1500 geschwächte Ritter und Malteser zahlenmäßig weit überlegen waren, wurde Valletta lediglich monatelang belagert (The Great Siege), so standhaft war die Festung. Die Osmanen hatten über 6000 Mann verloren und auch der ranghöchste General war gefallen, die Malteser hingegen hatten nicht ganz so viele Opfer zu beklagen. Es rückte Hilfe aus Sizilien an und das kleine Land Malta hatte das riesige Osmanische Reich geschlagen. Jean de Vallette vereinte das Land, konnte seinen Triumph aber nicht sehr lange feiern, denn jahrelange Unruhen führten dazu, dass Napoleon die Insel beinahe ohne Widerstand von den Maltesern übernehmen konnte. Dies endete jedoch sehr bald in einer Diktatur und die Franzosen plünderten gierig die wertvollen arabischen, byzantinischen und punischen Schätze aus den Katakomben leer, um Napoleons Raubzüge zu finanzieren. Es gab eine Revolution und die letzten verbliebenen Franzosen mussten in der alten Festung Schutz suchen, was ungefähr nach ein paar Monaten ein Ende fand, als die Briten Malta erreichten und die Insel britische Kolonie wurde.
Die Briten hatten ein sanfteres Regime, Malta durfte sich als erste Kolonie selbst verwalten. Die Insel spielte im Zweiten Weltkrieg für Großbritannien eine große Rolle als Marinestützpunkt und wurde teilweise vollständig ausgebombt. Die Festungen stehen allerdings bis heute. Unkaputtbar, könnte man sagen. 1964 wurde Malta unabhängig und ist seit 2004 in der EU und hat seit 2008 den Euro als Währung.
Die Briten haben die meisten Spuren hinterlassen, es herrscht Linksverkehr und Englisch ist neben dem semitischen Maltesisch offizielle Amtssprache, die jeder Malteser können muss. Alle Schilder sind zweisprachig.
So ein kleines und unscheinbar wirkendes Lind, aber so viel Stärke und Willenskraft. Ich hatte an jeder Ecke das Gefühl, dort müsste jemand mit einem Märchenbuch in der Hand sitzen und lesen, dann wäre das Straßenbild perfekt. Wie in 1001 Nacht, nur halt ziemlich europäisch. Die Malteser mischen das ziemlich gut durch. Sie sind sehr nett, aufgeschlossen, Frühaufsteher und sehr redselig. Aber vorrangig WILLENSSTARK. Ich war die ganze Zeit nur begeistert. Unser einer Tourguide hat gesagt: “Never let you fool of the size of a country.” Jo, Lektion gelernt, das stimmt. Klein, aber oho!
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