Throwback: Irish people

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Jeder redet gut von den Iren, das haben wir schon vor unserem Trip mitgekriegt. Nett sind die da, ein süßes und gemütliches Völkchen, am liebsten betrunken. Das Leben findet da wirklich im Pub statt. Man würde dort wahrscheinlich nicht einmal seine Nachbarn kennen, wenn man sie nicht jeden Tag im Pub trifft. Die Iren sind sehr kontaktfreudig. Nahezu jeder, den wir getroffen haben, hat mit uns ein Gespräch angefangen und wollte aufrichtig wissen, woher wir kommen, was wir hier machen, wie lange wir bleiben und ob uns das Land gefällt. Ich habe noch nie so nette Menschen getroffen, die ehrlich und offen daran interessiert sind, dass es dir gut geht.

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Meine Reiseliste hält sich zwar bisher noch sehr in Grenzen, ich bin ja auch noch ziemlich jung, daher habe ich wenig Vergleichmöglichkeiten. Außerdem ist es sowieso immer schwierig, Menschen miteinander zu vergleichen. Ich mag das auch nicht so gerne, jeder ist halt anders. Verschiedene Nationen miteinander zu vergleichen liegt mir noch ferner. Da sind Vorurteile, mit denen das meiste gespeist wird, da sind die persönlichen Erfahrung, Erzählungen von anderen und regionale Unterschiede. Verallgemeinern kann man nichts. In Cork sind die Menschen netter als in Dublin, so etwas würde ich niemals in den Mund nehmen, mal abgesehen davon, dass es nicht stimmt.

Es sind die kleinen Dinge, an denen ich mich festhalte, und die Iren beobachte. Ich habe sie als ehrliche, fröhliche und aufmerksame Menschen kennen gelernt. Den Optimismus der Amerikaner, den Lebensstil der Russen, ein bisschen eine Mischung. Die Städte sind dort nicht sehr groß, es sind die kleinen Situationen jeden Tag, mit denen man die Iren kennenlernt. Wir hatten einmal die Situation, dass wir beinahe in den falschen Bus gestiegen wären. Wir wollten von Limerick nach Doolin fahren und haben ein Männchen in einer grünen Weste gefragt, welchen Bus wir nehmen müssen. Er hat uns die Haltestelle genannt, mehr nicht fürs Erste. Dort kam dann auch tatsächlich ein Bus, an dem GALWAY dran stand. Sei’s drum, dachten wir uns, es ist die gleiche Richtung, wird schon der sein. Und wir reihten uns in der Schlange zum Einsteigen an. Auf einmal kam das gleiche Männchen fuchtelnd und mit wilden Gesten aus seinem Wärterhäuschen heraus gerannt und hielt uns zurück. „Den nicht nehmen, das ist der falsche, da kommt noch ein anderer.“ In Deutschland wäre den Leuten das scheißegal, ob du in den falschen Bus steigst oder nicht.

Das haben in Irland aber alle Personen so gemacht. Die Busfahrer sind sogar regelrechte Umwege gefahren, um alle dort hinauszulassen, wo sie möchten. Die Haltestellenschilder sind irgendwie nur Dekoration. Die Besitzer der Hostel haben immer gefragt, wie es uns geht, die Leute vom Reitstall haben mich den ganzen Weg zum Hostel zurückgefahren. Alle waren munter, fröhlich und immer gut gelaunt. Selbst wenn man kein Englisch könnte, holen einige sogar ihr längst vergangenen Deutschkenntnisse heraus. Auf der Straße, im Supermarkt an der Kasse, im Bus. Man wird auf der Straße angesprochen, wer man ist und wo man herkommt. Ich will nicht abstreiten, dass auch dort einige seltsame Gestalten herumlaufen, jedoch war ich von so viel ernst gemeinter Freundlichkeit erst einmal irritiert. Deutsche sind eben doch ein bisschen anders. Irgendwie kälter. Ich kann mich sehr gut auf andere Dinge einlassen, das muss man auch, um keinen Kulturschock zu bekommen, aber so etwas ist mir wirklich noch nie zuvor untergekommen. Die Iren sind wirklich lieb. Ich habe noch nie so viele nette Menschen auf einen Haufen erlebt. Selbst verglichen mit den Franzosen, die ja seit ewig in meinem Herzen wohnen. Ich will nicht sagen, dass Iren netter sind als Franzosen, das kann man nicht, sie sind anders.

Man muss in Irland natürlich alle deutschen Maßstäbe über den Haufen werfen. Der Bus kommt mindestens eine halbe Stunde zu spät und bezeichnet sich dann als pünktlich. Die Läden machen ganz gemütlich im Laufe des Vormittags auf und schließen bereits wieder gegen 17 Uhr. Die Öffnungszeiten, die auf dem Schild stehen, werden nicht beachtet. Wenn der riesige Doppelstockbus mit seinem Dach alle Bäume rasiert, ist das halt so. In Deutschland gibt es ein Gesetz, wie die Bäume an Straßen verschnitten sein müssen. In Irland laufen die Schafe auf den Straßen, weil die Zäune kaputt sind oder es die Schafe irgendwie geschafft haben, über die Steinmauern zu klettern. Man passt maximal auf, dass die Schäfchen nicht überfahren werden, in Deutschland würden sämtliche Ämter und Tierheime angerufen werden, dass man doch bitte die Tiere einfangen sollte. Und der Besitzer würde ein riesiges Bußgeld bezahlen müssen, da sein Zaun nichts taugt.

In Irland hält nichts länger als ein Provisorium. Und die Iren kümmern sich nicht darum, wem was gehört oder wer was hat. Alles ist für alle da. Es ist auch bisher das Land, wo mir die wenigsten Bettler begegnet sind. Wir wurden eher von Leuten angesprochen, die sich für Deutschland interessiert haben. Ich mag die Leute dort, selbst im betrunkenen Zustand abends im Pub sind die niedlich. Was man in Irland lernt? Genügsamkeit. Egal, was passiert, es ist nicht das Ende der Welt und es hätte alles viel schlimmer kommen können. Es scheint dort keine Pessimisten zu geben. Und wenn irgendwas passiert, sind einfach die Leprechauns schuld.

Most important thing!
Most important thing!

Wenn ich könnte, würde ich in Irland leben wollen. Vielleicht, keine Ahnung. Aber ich glaube, ich bin nicht mutig genug, um auszuwandern. Außerdem möchte das mein Freund auch gar nicht. Und bei ihm bleibe ich. Wir sind wahrscheinlich verwöhnt, wir Deutschen. Im Vergleich zu anderen Ländern Europas haben wir keine Sorgen. Irland hat sich von seiner Wirtschaftskrise wieder recht gut erholt, die Menschen dort wissen auch, ihre Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Und sie haben nur den Tourismus als Einnahmequelle. Wie auch immer, irgendwas geht immer, scheint dort das Motto zu sein. Jeder wird mit einem Lächeln begrüßt und böse Worte hatten wir dort nicht ein einziges Mal. Die Franzosen in meinem Herzen mussten Platz machen. Mein Herz schlägt jetzt auch für ein weiteres Volk. Irish folks, wie dort alle gesagt haben.

The last picture we took in Ireland. As you can see, I don't want to leave this country!
The last picture we took in Ireland. As you can see, I don’t want to leave this country!

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